Heute hat mir die Leiterin unserer Humanistischen Grundschule, Ulrike von Chossy, eine gelbe Karte gegeben. Aber nicht so eine wie beim Fußball... Auf dieser Karte hat das Kultusministerium für alle Schulen ein paar Merksätze zum Schuljahresende aufgeschrieben.
Konkret geht es um die Schulgottesdienste, die im Bayernland ja bei nahezu jeder Gelegenheit abgehalten werden. Auf jeden Fall am Anfang des Schuljahrs, da beten die Kindlein für gute Noten, und am Ende - da wissen sie dann, ob's geholfen hat. Bisher stand auf diesen Mitteilungskärtchen immer mit drauf, dass diese Gottesdienste keine schulischen Veranstaltungen seien, sondern kirchliche. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass sie nicht während der Unterrichtszeit stattfinden dürften. Auf der neuen Karte fehlen diese Hinweise aber plötzlich. Zufall? Wohl kaum.
Offenbar soll in Bayern damit einmal mehr die Verchristlichung des Schulwesens weiter vorangetrieben werden. Erst kürzlich war ja im "Spiegel" zu lesen, dass die evangelikalen Kreationisten es sogar ganz selbstverständlich hinbekommnen, dass in bayerischen Schulbüchern kein kritischer Satz über die Fundi-Kollegen aus den USA stehen darf - nicht mal als Diskussionsgrundlage in einem Englisch-Buch. Das Kultusministerium findet solche Vorgänge ganz normal und hat willfährig die monierte Stelle gestrichen. In den anderen Bundesländern bleibt sie drin. Was den nicht-religiösen SchülerInnen in den bayerischen Schulbüchern aber alles an verdeckter und verkappter Mission und christlichem Spin zugemutet wird, das interessiert am Münchener Salvatorplatz (oh weh, schon die Adresse...) natürlich weniger. Selbst die Schulbücher für den Ethik-Unterricht sind voller naiver Heiligengeschichten, die dort als Lehrstücke vorbildlichen Handelns ausgegeben werden.
Es wird wohl noch sehr lange dauern, bis solche Übergriffe in den Schulen endlich aufhören. Ein Anfang kann sein, dass derartige Vorkommnisse gesammelt und veröffentlicht werden. Schreiben Sie mir oder posten Sie einfach unten an diesen Text. Öffentlichkeit herstellen und der scheinbaren Selbstverständlichkeit der schulischen Missionierung widersprechen - das könnte helfen, damit künftig auch HumanistInnen in ihren Überzeugungen den ihnen zustehenden Respekt erfahren. Und sie vor religiösem Getue an öffentlichen Schulen verschont bleiben.
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