Mittwoch, 29. Juni 2011

Verbalscheiterhaufen für Papstkritiker

Der vogtländische SPD-MdB und ehemalige Aufbau-Ost-Beauftragte Rolf Schwanitz hat einen Boykottaufruf der Papstrede im Bundestag in seiner Fraktion kreisen lassen - und schon geht's rund. Was da an Kritik durch den Blätterwald rauscht, ist kaum zu glauben. Aber erhellend ist es doch, denn es zeigt deutlich, wie illiberal und christlich-fundamentalistisch manche Journalisten so drauf sind. Einen schönen Überblick mit ansprechenden Kommentaren dazu findet man unter  http://recotard.wordpress.com/. Reinschauen lohnt sich!

Dabei hat der SPD-Laizist Rolf Schwanitz ja recht. Ein Demokrat, weder ein lupenreiner noch sonst einer, ist der Monarch über einen Häuserblock in der römischen City ja nun wirklich nicht. Und die Ansichten, die er vertritt, sind mit den Rechtsprinzipien des Grundgesetzes gelegentlich nur schwer zu vereinbaren. Wenn er als Religionsführer eingeladen wurde und spricht (und auf diese Eigenschaft heben die Kritiker der Kritik ja ab): Wo hört das dann auf? Erleben wir bald auch den schamanischen Tanz eines afrikanischen Dorfheiligen im Hohen Hause? Oder auch mal einen gefälligen Koranvortrag des Großmuftis aus Kairo? Zur Kanzel welcher Religion auch immer taugt unser Parlament nicht. Das sollte doch einleuchten. Und wenn Prof. Ratzinger als Staatsoberhaupt spricht: Welche wichtigen Staatsgeschäfte hat denn Deutschland mit dem Vatikan, dass dieser Auftritt nötig und angemessen wäre? Spricht dann auch bald der Fürst von Lichtenstein zu den andächtig dessen Weisheit lauschenden Abgeordneten - oder doch zuerst der von Monaco?

Man kann nur wünschen, dass Rolf Schwanitz während des höchstwürdigen Auftritts im Cafe des Bundestages eine lustige Schar von Gleichgesinnten um sich haben wird. Vielleicht sollte er dort eine zeitgleiche Konkurrenzveranstaltung organisieren? Eine Lesung aus Deschners "Kriminalgeschichte des Christentums"? Naja, nur so ne Idee...