Es ist ja wirklich erfreulich, was sich da in der Bundesärztekammer tut. Nachdem von dort und von ihrem Präsidenten Hoppe jahrelang nur die olle Gebetsmühle gedreht wurde, dass der Arzt nur Leben retten dürfe, klingen die neuen Töne schon ganz anders.
Jetzt hat Ärztepräsident Hoppe erklärt, dass er mit einer Veränderung der bisher recht starren Haltung der Ärztekammer rechnet, was den assistierten Suizid angeht. Dabei ist das wohl für Hoppe das kleinere Übel. Denn immerhin ein Drittel der Ärzte - und dabei überdurchschnittlich viele Hausärzte - stehen selbst der aktiven Sterbehilfe aufgeschlossen gegenüber. Anders als die Beihilfe zum Suizid ist das Leisten aktiver Sterbehilfe in Deutschland strafbewehrt.
Zweifellos kündigt diese Haltungsänderung eine positive Bewegung für die Patientenautonomie an. Denn wenn man sich dem Glaubenssatz, dass das menschliche Leben von einem Gott gegeben und daher unverfügbar sei, nicht anschliessen mag, so ist nicht einzusehen, warum das Ende des eigenen Lebens nicht auch in der eigenen Verfügungsgewalt sein sollte. Besonders gilt das beim Vorliegen einer schweren Krankheit, die keine ausreichende Lebensqualität mehr ermöglicht oder gar unter Qualen zum Tode führt.
Natürlich gibt es bei einem so heiklen Thema viele Fallstricke und Gefährdungen. Zum einen ist man ja nicht allein auf der Welt, es gibt Verpflichtungen, auch emotionale. Und was, wenn es sich bei einem Suizidentschluss gar nicht um eine wirklich autonome Entscheidung handelt? Wenn nicht eine schwere Krankheit, sondern Liebeskummer dahinter steckt? Wenn es gar um wirtschaftliche Gründe geht? Allein schon die Unterhaltsverpflichtung der Kinder für ihre Eltern wird künftig - angesichts sinkender Realrenten und steigender Heimkosten - immer stärker dazu führen, dass der Pflegebadarf der Eltern nicht nur deren eigenes Vermögen auffrisst, sondern auch das Einkommen ihrer Kinder reduziert. Ethische Konflikte um Güterverteilungen sind daher vorprogrammiert.
Doch diese Probleme einmal beiseite gelassen: Was wäre denn wünschenswert? Das Leben ist unendlich kostbar, und ein leichtfertiger Umgang mit ihm verbietet sich. Mir würde daher in Modell vorschweben, in dem der ethisch verantwortete Suizid als eine legitime und kulturell nicht negativ sanktionierte Möglichkeit des Lebensendes akzeptiert wird, und zwar zumindest dann, wenn eine schwere Erkrankung vorliegt, die zu großem psychischem und/oder physischem Leid führt. Der Suizd sollte - am besten auch ärztlich - begleitet sein, und die Entscheidung für ihn sollte - wenn überhaupt - erst nach einer qualifizierten und neutralen Beratung durch eine anerkannte Stelle fallen. In diese Beratung sollte auch die Familie mit einbezogen werden. So könnte für viele Menschen ein Abschied in Würde ermöglicht werden, wenn sie denn diesen Weg gehen möchten.
Dabei geht es durchaus auch um Suizidprophylaxe. Eine solche Beratungsstelle würde in der Lage sein, so manchen "wilden" Suizid vermeiden zu helfen.
Aber eines muss deutlich sein: Einen Zwang welcher Art auch immer soll es natürlich nicht geben. Und wer einen entsprechenden Glauben hat, soll auch durch Leid zu seinem Gott finden können, wie es die Theologie lehrt. Ich will mir sowas aber nicht aufnötigen lassen - denn am Ende wird nur das Leid stehen, ohne Sinn. Wozu dann?
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